Über die Geduld

Rainer Maria Rilke sagte schon:


Man muss Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen, 
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossen Stuben, 
und wie Bücher, 
die in einer fremden Sprache geschrieben sind.
Es handelt sich darum,
alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, 
lebt man vielleicht allmählich, 
ohne zu merken, eines fremden Tages
in die Antworten hinein.

Es fällt uns schwer, geduldig zu sein, wenn wir unseren Blick nur darauf lenken, was wir alles verpassen, vor allem, wenn wir uns einreden, das wir Zeit verlieren. Es macht uns nervös, zu warten, nicht frei über unsere eigene Zeit verfügen zu können, wenn sie in Teilen fremdbestimmt ist. Wir denken, wir sind nicht effizient, so wie wir es vielleicht gerne wären. Und es kann uns auch wütend machen, vielleicht auf andere, vor allem wenn Leerlauf nicht selbst produziert wurde. Und dann fühlt sich Geduld schrecklich und zwanghaft an. Wir fühlen uns abhängig von Personen oder einer Sache und das verursacht eine dicken schmerzenden Klumpen in der Magengegend. Und dann haben wir das Gefühl noch mehr hetzen zu müssen, zu beschleunigen und wir verrennen uns in einer Aufwärtssspirale des Stresses und der Wut , weil wir oftmals gar keinen Einfluss auf die Dinge um uns herum haben, bzw. auf das, was uns zum Leerlauf gezwungen hat.

Doch eigentlich sind doch solche Momente eine wunderbare Einladung. Eine Einladung an uns im Hier und Jetzt anzukommen, achtsam mit uns zu sein, im Alltagstrubel inne zu halten und uns zu fragen: Was tue ich gerade? Was beschäftigt mich gerade? Dieses Ankommen tut uns gut, denn wenn wir uns Zeit lassen, spüren wir auch stärker, was wir wirklich wollen und brauchen. Wir haben die Gelegenheit, unterschiedliche Perspektiven anzuschauen, einzunehmen. Wir können inneren Frieden finden und äussere Reize und Zwänge einfach an uns vorbei ziehen lassen.